Buschreitende Zahnärzte auf Schimmeln sind eine erfolgsversprechende Kombination. Das haben nicht nur die Doppel-Olympiasieger Hinrich Romeike und Marius 2008 in Hongkong bewiesen, sondern jetzt auch die 28-jährige Katja Meinecke mit ihrem Schimmel Abington. Die beiden sind die Sieger im CDV Cup-Finale 2013. Schon im letzten Jahr, in Bad Harzburg, waren sie dabei und belegten damals Rang sechs. Jetzt beim CIC*-Finale auf dem Hof Münkel in Langenhagen-Twenge hat es für Platz eins in der CDV-Wertung gereicht und einen hervorragenden vierten Platz insgesamt. Meinecke und ich Schimmel beendeten die Prüfung mit ihrem Dressurergebnis von 47,20 Minuspunkten. „Da bin ich wirklich stolz drauf“, sagte die Zahnärztin. Zu Recht. Schließlich ist alles, was Abington kann, ihr Verdienst. Sie hat den zehnjährigen Wallach als Jährling von ihrer Trainerin geschenkt bekommen und dann von Anfang an selbst ausgebildet. Gekannt hat die reitende Zahnärztin ihr Erfolgspferd aber schon von Geburt an, bzw. eigentlich sogar schon früher. Denn sie hat auch Abingtons Eltern geritten. „Das ist praktisch, so weiß ich, von wem er welche Macke hat“, sagt die 28-Jährige. So habe er das Äußere vom Papa geerbt, die Reflexe und die Schnelligkeit hingegen von der Mama, „und die Begeisterung für Siegerehrungen von beiden“, wie Katja Meinecke schmunzelnd berichtet. Wer sich wundert, was sie damit meint, der möge sich Abingtons Gesichtsausdruck auf den Bildern von der Platzierung anschauen …
Mit dem Kurs in Langenhagen kamen die beiden gut zurecht. Meinecke, die aus Brandenburg kommt, fürs Geländetraining aber mittlerweile zu Andreas Dibowski fährt, sagt: „Der Kurs war wunderbar zu reiten und sehr einladend.“ Allerdings gab es auch ein paar Klippen, beispielsweise die Kombination 5 A/B, die zum Vorbeilaufen einlud und einigen Reitern zum Verhängnis wurde. Nicht so Abington. „Wir wissen einfach, dass wir uns aufeinander verlassen können“, sagt die Reiterin. Die beste Voraussetzung für Erfolg, von dem die beiden in diesem Jahr schon an anderer Stelle reichlich hatten. „2013 war mein Jahr!“, sagt Katja Meinecke. Denn vor ihrem Erfolg in Langenhagen verteidigten sie unter anderem ihren Landesmeistertitel und wurden Dritte in der Einzelwertung beim Bundeswettkampf, ihrer ersten langen Ein-Sterne-Prüfung, die sie ebenfalls mit dem Dressurergebnis abschlossen. Für Abington steht nun noch eine lockere L-Vielseitigkeit vor der Winterpause auf dem Programm. Und im nächsten Jahr? Da wird es wohl kein CDV Cup-Finale mehr geben für die Zwei, denn das nächste Ziel lautet Zwei Sterne.
Anders sehen das die Zweitplatzierten (und Sechste insgesamt, 48,80 Minuspunkte), Andrea Heckelmann und Lütte Deern, die von Norderney aufs Festland
nach Langenhagen gereist sind und nebeneinander im Stall geschlafen haben. „Nee, bei Ein-Sterne-Prüfungen ist Ende für uns. Für Zwei Sterne müssten wir richtig ernsthaft trainieren. Aber wir machen das nur aus Spaß. Mein Pferd steht auch mal einen Tag lang nur auf der Weide herum“, so Andrea Heckelmann. Oder es geht an St. Nikolaus und St. Martin im Festumzug, oder in der Springquadrille zu Weihnachten, oder im Jagdfeld. „Wir machen alles“, grinst die Krankenhaussekretärin und Mutter zweier Kinder. Schon immer fand sie die Vielseitigkeit besonders faszinierend. Dass sie mit ihrer Stute so weit kommen würde, hätte sie eigentlich nicht erwartet, als sie Lütte Deern, genannt „Stuti“, das erste Mal sah. „Sie war total mager und verstruppelt“, erinnert die 38-Jährige sich. Denn sie hat die Stute vierjährig quasi gerettet. Gemeinsam mit anderen Pferden war sie damals einem Besitzer weggenommen worden, der die Tiere verwahrlosen ließ. In einer Quarantänestation wurden die Pferde aufgepäppelt und sollten dann verkauft werden. Von einer Freundin bekam Andrea Heckelmann den Tipp, dass da ein Pferd sei, das interessant sein könnte. „Sie hatte keinen Namen, war dünn und klein. Aber als wir sie laufen ließen und sie von sich aus immer wieder über ein Hindernis sprang, das in der Bahn stand, wusste ich: Da könnte was draus werden.“ Und so kam es denn ja auch. Stuti wurde behutsam aufgebaut. Das macht sich heute bezahlt. Sie war ein weiteres Pferd, das mit dem Gelände von Langenhagen allerbestens zurechtkam. So gut, dass sie 20 Sekunden unter der erlaubten Zeit ins Ziel kamen. Ihre Reiterin war darüber eher erstaunt. „Ich hatte einen super Rhythmus und habe gar nicht gemerkt, dass wir so schnell sind und kam total happy im Ziel an.“ Vor einigen Kombinationen und Distanzen habe sie aber schon Respekt gehabt, erinnert sie sich. Doch alles funktionierte, auch weil ihre Stute selbst so ehrgeizig ist. „Die sieht nur rechts rot, links weiß, dann weiß sie, da muss sie durch.“ Eben so, wie es eigentlich sein soll …
Übrigens, wer wissen will, was Reitsport auf Norderney bedeutet, der sollte sich am kommenden Wochenende einen Platz auf der Fähre sichern. Denn dann steigt das traditionelle Insel-Reitturnier mit Dressurprüfungen bis Intermédiaire I, Springen bis M sowie Hunte-Gelände-Prüfungen und anderen direkt am Strand. Infos auch unter www.pls-service.de oder www.reitschule-junkmann.de.
Aus einer ganz anderen Ecke Deutschlands kam die Drittplatzierte des CDV Cup-Finales und Elfte insgesamt angereist: Friederike Paradies auf Amika. Die beiden sind im Rheinland daheim, mussten also den Weg gen Norden einschlagen. Es hat sich gelohnt. Obwohl – „Der Fehler im Springen war schon ärgerlich“, grummelt Friederike. Wäre die Stange nicht gefallen, wäre es bei 46,60 Minuspunkten geblieben. Das hätte Platz vier insgesamt und den Sieg in der CDV Cup-Wertung bedeutet. Aber das kennt man ja: Wenn das Wörtchen ,wenn’ nicht wär’ …. Doch auch so war das eine super Leistung, die die erst acht Jahre alte Amika hier abgelegt hat. Damit ist die Saison für die beiden nun beendet. Zuerst hatten sie noch in Varsseveld in den Niederlanden an den Start gehen wollen. Aber dieser Plan wurde in Absprache mit dem Vater, der zugleich der Trainer ist, begraben. „Amika ist ja noch jung, da will ich sie nicht übermäßig strapazieren.“ Ebenfalls noch in junger Hüpfer ist auch Friederikes zweites Pferd, die Chequille-Tochter Checkevina, nämlich erst fünf Jahre alt. Mit ihr war Friederike beim Bundeschampionat in Warendorf am Start, wo sie die zweiten Abteilung der Einlaufprüfung gewinnen konnten und im Finale einen hervorragenden neunten Platz belegten. Wenn es nächstes Jahr wieder los geht, dann heißt die klare Devise mit Amika: Zwei-Sterne-Prüfungen! Eine sind die beiden dieses Jahr schon geritten, in Helvoirt, wo sie zwar beenden konnten, aber nicht mehr unter den Platzierten waren. „Ich war trotzdem super zufrieden“, sagt die 22-Jährige. Und das mit der Schleife wird dann in der kommenden Saison angegangen.
Apropos Schleife, mit einem Sonderehrenpreis als jüngste CIC*-Teilnehmerin wurde die gerade erst 14 Jahre alte Gesa Staas bedacht. Auf ihrer Stute Donja wurde sie 18. insgesamt und Sechste der CDV-Cup-Wertung. Dafür haben die beiden von Madeleine Winter-Schulze einen Lehrgang bei Olympiasieger Peter Thomsen geschenkt bekommen. Die möchte Gesa am liebsten im Winter wahrnehmen, damit sie gleich gut gerüstet in die kommende Saison starten kann. In diesem Jahr geht es noch mit ihren beiden Pferden zum U15-Finale nach Vehlen. Die „beiden Pferde“, das sind zum einen die erfahrene Donja, die ihre Grundausbildung beim mecklenburgischen Landestrainer Andreas Brandt erhalten hat und dann über Elmar Lesch zur Familie Staas kam, und die siebenjährige Delorean. Im kommenden Jahr sind die Deutschen Meisterschaften Gesas erstes Saisonziel. Und ganz heimlich träumt sie auch von der Europameisterschaft. „Dafür arbeiten wir über den Winter noch an der Dressur“, verrät Gesa. Probleme in der Schule hat sie übrigens trotz der Reiterei überhaupt keine. Sie besucht die achte Klasse des Gymnasiums, „aber ich werde ständig gefragt, ob ich nicht eine Klasse überspringen möchte“, erklärt Gesa – eine Überfliegerin nicht nur beim Reiten …
Hier die Ergebnisse des CDV Cups in der Übersicht:
1. Katja Meinecke mit Abington
2. Andrea Heckelmann auf Lütte Deern
3. Friederike Paradies mit Amika
4. Sabrina Siemsglüß auf Casey Colleen
5. Kristina Weitkamp auf Leading Edge
6. Gesa Staas auf Donja
7. Michael Meier auf El-Wis
8. Johanna Wetjen auf Grand Rose
9. Kristin Rickert auf Giacomo
10. Veronique Zimmer auf Mona Lisa
11. Josefine Thamm auf Flying Queen
12. Paul Behmann auf Las Vegas
13. Verena Baumgärtner auf Indora
Für alle Platzierten des CDV Cup-Finales gab es wertvolle Ehrenpreise von unserem Hauptsponsor, der Krämer Pferdesport. So erhielt die Siegerin eine hochwertige Coolex-Abschwitzdecke sowie natürlich das traditionelle Portrait ihres Pferdes, dass die Künstlerin Kerstin Hoffmann (www.eventing-art.com) am 11. Januar 2013 auf dem CDV Ball höchstpersönlich überreichen wird. Von Michael Jung Geländegamaschen und Gelände Glocken, Stollenkoffer, Geländeuhr, hochwertiger Trense bis zu einer chicen Schabracke – die Ehrenpreise sorgten bei den Platzierten für einen strahlendes Lächeln.
In einem Punkt waren die Teilnehmer des CDV Cup-Finales 2013 sich übrigens sehr einig: Die Vielseitigkeit auf dem Hof Münkel in Twenge-Langenhagen ist ein ganz besonderes Turnier. „Total familiär und gemütlich“, sagte die Siegerin Katja Meinecke. „Wir waren total begeistert, das ist eine solche Wohlfühlatmosphäre, da war ich gleich viel ruhiger als wir ankamen. Und von den Bodenverhältnissen kann man ja nur träumen …“, meinte Andrea Heckelmann. Dass der Untergrund die Wassermassen ausgehalten hat, die Petrus noch am Samstag geschickt hat, war wirklich einigermaßen erstaunlich. Aber „der Boden hat echt gut gehalten“, urteilte Friederike Paradies. Und auch die CDV-Vorsitzende Nicole Sollorz zeigte sich angetan: “ Unser großer Dank gilt dem dem Hof Münkel und seinen vielen ehrenamtlichen Helfern, die ein tolles CDV Cup Finale möglich machten.“ Alles Gründe, sich über das Angebot von Herrn Münkel, hier auch im nächsten Jahr das Finale auszutragen, zu freuen. Und dazu gibt es noch ein besonderes Jubiläum: 2014 feiert das Turnier sein 30jähriges Jubiläum.
Allerdings gab es auch einen sehr trauriges Ereignis am ansonsten so gelungenen Geländetag. Herr Poitzmann, das Pferd von Bernd Backhaus, erlitt in der 2-Sterne-Prüfung einen so unglücklichen Sturz, dass er nicht mehr aufstehen konnte und liegend in die Tierklinik Hannover gebracht werden musste
. Weitere Untersuchungen ergaben Lähmungserscheinungen. Dem Pferd war nicht mehr zu helfen, es musste eingeschläfert werden. Der Veranstalter hat angekündigt, den Vorfall gründlich zu analysieren.Turnierleiter Marc Münkel: „Unser ganzes Mitgefühl gilt dem Reiter und seiner Familie, die ein geliebtes Pferd verloren haben. Das geht uns allen unter die Haut. Wir werden nun das Geschehen genau untersuchen, zum einen, um der Kritik gegenüber der Strecke zu begegnen, die von einigen Reitsportmedien jetzt laut wird, und zum anderen im Interesse des Vielseitigkeitssports und im Interesse unserer Pferde. Solche Vorfälle wie heute wünscht sich kein Veranstalter, und wir möchten belegen, dass es stimmt, was uns vorher von offizieller Seite bestätigt und von vielen Reitern nach dem Ritt versichert wurde: Der Kurs war sportlich, aber fair, korrekt und absolut der Klasse entsprechend.“