Der Linslerhof in Überherrn im Saarland war Gastgeber der sechsten von acht CDV Cup-Etappen 2015. 29 Starter hatten sich angekündigt, 21 waren da, 7 kamen durch.
Eine der sieben, die gleich mit zwei Pferden die Prüfung beendete, war die 19-jährige Lisa Hemmer. Mit ihrem erfahrenen Trakehner TSF Karat B v. Sixtus wurde sie Fünfte der Gesamt- und Dritte der CDV-Wertung. Mit ihrer Nachwuchshoffnung Forstmeister v. Ulexis, auch dies ein Trakehner, belegte sie Rang sieben bzw. fünf. Hemmer sagt, ihre beiden Pferde hätten an Hindernis Nummer 6 etwas gezögert, einem recht mächtigen Graben. Und tatsächlich quittierten hier mehrere Pferde den Dienst. Hemmers Vermutung: „Der Sprung kam nach einer langen Galoppstrecke auf Sand. Dieser beeindruckende Graben tauchte dann recht unvermittelt auf. Vielleicht hat das einige irritiert.“ Aber eine eindeutige Erklärung für die hohe Ausfallquote hat auch Veranstalter René Semel nicht zur Hand: „Die Strecke war zwar etwas anspruchsvoller als noch 2014. Aber als die Reiter nach dem Abgehen aus dem Gelände kamen, waren sie alle noch recht positiv gestimmt.“ Allgemeinen Anklang fand die Aufmachung der Hindernisse. Auch das Engagement der Firma Krämer, die die Rückennummern zur Verfügung stellt, wurde allseits gelobt.
Lisa Hemmer hatte sich die Prüfung sogar als VL-Premiere für ihren „kleinen Schimmel“ ausgesucht, wie sie Forstmeister nennt. Und der Neuling hatte keine nennenswerten Probleme. Den jetzt Neunjährigen hat sie seit vier Jahren. Als er kam, war er noch nicht angeritten und überhaupt „ziemlich wild“. Lisas Vater, der selbst Berufsreiter ist, befand Forstmeister für zu klein für sich und setzte seine Tochter drauf. Die kam so gut mit dem Schimmel zurecht, dass die Züchterin ihn ihr schließlich geschenkt hat. Was die Zukunft für ihn bringen wird, das weiß Lisa noch nicht. „Er ist ja sehr klein, von daher bin ich nicht sicher, ob sein Vermögen ausreicht für Zwei-Sterne-Prüfungen oder sogar noch mehr. Andererseits tut er alles für mich und will immer alles richtig machen. Wir werden sehen.“ Und erst einmal dafür sorgen, dass Forstmeister sich auf Ein-Sterne- und L-Niveau etabliert.
Zwei Sterne sind momentan eher ein Thema für Lisas Karat. Allerdings hatten die beiden beim Preis der Besten in Everswinkel einen Sturz. „Danach haben wir entschieden, dass wir besser erst einmal wieder ein paar kleinere Prüfungen reiten, um das Vertrauen zu festigen.“ Also ging es nach Überherrn statt zu den Deutschen Jugendmeisterschaften nach Kreuth. „Im nächsten Jahr peilen wir dann wieder die Deutschen und vielleicht ja sogar die Euro an“, sagt Lisa. Ob sie beim CDV Cup-Finale in Rüspel starten wird, hängt nun ganz davon ab, ob es vorher noch was wird mit der Zwei-Sterne-Platzierung. „Natürlich würde ich gerne in Rüspel starten. Aber wenn sich die Möglichkeit ergibt, wäre ein Zwei-Sterne-Erfolg wichtiger für die Zukunft.“ Nachvollziehbar!
Eine, deren Pferd im Gelände „immer null“ ist, ist die Siegerin der CDV Cup-Wertung und Zweite der Prüfung insgesamt: Anja Beifuss mit dem De Niro-Sohn De Negro. Ein De Niro-Sohn im Gelände? Ja, das geht! Und wie! Anja Beifuss tatsächlich eigentlich dachte, eine Investition in ihre Dressurzukunft getätigt zu haben, als sie den heute 15-jährigen Wallach als Fohlen erwarb. Sie selbst hatte sich zwar als Juniorin mal in der Vielseitigkeit versucht, allerdings mit „mäßigem bis wenigem Erfolg“, wie sie selbst sagt. Doch beim Anreiten musste sie feststellen, dass ihr De Niro-Sohn die Ausnahme der Regel von der sprichwörtlichen Leistungsbereitschaft und Kooperativität der Donnerhall- und insbesondere De Niro-Nachkommen darstellte. Dressur fand er doof, Springen fand er doof, einzig im Gelände, wo er sich frei entfalten konnte, war er glücklich. So war sein Weg vorgezeichnet, denn wieder abgeben wollte Anja Beifuss den trotz aller Schwierigkeiten hoch begabten Rappen keinesfalls. Viel Geduld machte sich bezahlt. Seine erste Geländepferdeprüfung hat De Negro direkt gewonnen. Der Richter: Joachim Jung höchstpersönlich. Inzwischen hat Anja Beifuss auch einen Weg gefunden, ihren Rappen auch auf dem Viereck und im Parcours zur Mitarbeit zu motivieren: „Zuhause reite ich immer ohne Sattel und nur mit Hackamore.“ Da gäbe es zwar viele, die den Kopf schütteln, räumt Beifuss ein, aber der Erfolg gibt ihr Recht. Denn auch wenn De Negro ein sehr spezielles Pferd ist, ist er doch hinsichtlich seines Talentes auf dem Viereck ein typischer Sohn seines Vaters. Wenn er dann auf dem Turnier mal wieder mit Sattel geht, dann gewinnt er auch mal eine reguläre M-Dressur und ist in Vielseitigkeiten nach Dressur und Gelände sehr oft in Führung. Wenn das Springen nicht wäre. Da scheint er sich Ingrid Klimkes Butts Abraxxas zum Vorbild genommen zu haben – „Ich weiß das schon. Zwei Abwürfe sind es eigentlich immer“, sagt Anja Beifuss ein wenig resigniert. Dafür ist ihr Rappe im Gelände eben eine echte Lebensversicherung. So sehr, dass sie nun auch ihre Tochter mit ihm in E-Vielseitigkeiten starten lässt. Sie selbst hat auch noch größeres mit ihm vor – nicht im Busch, sondern auf dem Dressurviereck: „Vielleicht wird er irgendwann auch mal S gehen.“ Und für die Zukunft im Gelände hat sie eine zweijährige Stute auf der Weide stehen, die „vor nichts Angst hat und ebenso speziell ist wie De Negro“. Na denn!
Die Ergebnisse der CDV Cup-Etappe aus Überherrn im Überblick
- (2. der Gesamtwertung) Anja Beifuss, De Negro (45,0 Minuspunkte)
- (3.) Angela Keith, Grand Amour (53,40)
- (5.) Lisa Hemmer, TSF Karat B (70,60)
- (6.) Louis Oelkrug, Kinsky (77,40)
- (7.) Lisa Hemmer, Forstmeister (79,00)
Die nächste CDV Cup-Etappe findet statt vom 2. bis 5. Juli in Westerstede.